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Ökumene

Respektvolle Annäherung bei Brot und Wein

Abendmahl während des ÖKT

Kirchenpräsident Jung hat im Vorfeld des ÖKT darauf hingewiesen, dass die wechselseitige Teilnahme an den Mahlfeiern möglich sei. So könne eine evangelische Christin an der Eucharistie teilnehmen, ein katholischer Christ am Abendmahl. Grundlage sei die jeweils persönliche Gewissensentscheidung, ob jemand glaube, dass Christus in der Mahlfeier gegenwärtig sei.

Die Welt blickt gebannt auf den katholischen Gottesdienst im Frankfurter Dom: Eucharistische Gestfreundschaft war auch bisher schon möglich – aber werden auch evangelische Würdenträger an der Eucharistie teilnehmen? Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der EKHN-Synode, hatte eine Einladung zum katholischen Gottesdienst erhalten, der evangelische Stadtdekan wird die Liturgie mitgestalten. Aber auch in drei weiteren Gottesdiensten ist die Ökumene in Bewegung.

Am Samstagabend haben vier christliche Kirchengemeinden zu konfessionellen Gottesdiensten während des Ökumenischen Kirchentages 2021 (ÖKT) in Frankfurt am Main eingeladen. Geplant ist, dass die Abendmahle, beziehungsweise die Eucharistie im Dom und die orthodoxe Vesper „ökumenisch sensibel“ gefeiert werden. Das heißt: Getaufte Mitglieder anderer Konfessionen können am jeweils anderen Abendmahl nach eigener Gewissensprüfung teilnehmen. 

Konfessionelle Gottesdienste mit ökumenischen Gästen

Die vier Gottesdienste werden ab 19 Uhr parallel über die Website des ÖKT live übertragen: der katholische Gottesdienst aus dem Dom St. Bartholomäus, der evangelische aus der Riedberg-Gemeinde, der orthodoxe aus der Kirchengemeinde Prophet Elias und der freievangelische aus der Freien evangelische Gemeinde Frankfurt. 

www.oekt.de

Wichtiges Signal aus dem Dom in Frankfurt

Außergewöhnlich ist die mögliche Teilnahme von Protestantinnen und Protestanten an der katholischen Eucharistiefeier im Dom am 15. Mai 2021. Volker Jung, der Kirchenpräsident der EKHN, versichert: „Diese Teilnahme wird von katholischer Seite respektiert und akzeptiert. Das geht über das hinaus, was bisher offiziell möglich war und ist ein sehr wichtiges Signal.“ Kirchenpräsident Jung kann an diesem katholischen Gottesdienst nicht teilnehmen, da er gleichzeitig in der Frankfurter Riedberggemeinde den Gottesdienst mitfeiert. Volker Jung bestätigt aber: „Die evangelischen Geistlichen können, wenn sie dies so persönlich entscheiden, an der Eucharistie teilnehmen.“ Sie würden das als Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes tun.  

Präses der EKHN-Synode und evangelischer Stadtdekan zu Gast im katholischen Gottesdienst

Bei dem katholischen Gottesdienst im Dom wird Ulrich Oelschläger, Präses der EKHN-Synode, dabei sein. Präses Oelschläger zeigt große Wertschätzung: „Ich freue mich, dass ich als kirchenleitende Person in den Dom zu diesem außergewöhnlichen Gottesdienst eingeladen bin. Ich war begeistert von dem Brief, den Bischof Georg Bätzing an die Priester des Bistums Limburg geschrieben hat. Damit hat er für evangelische Christinnen und Christen die Hürde gesenkt, an der Eucharistie teilzunehmen.“ Bischof Bätzing hatte in dem Schreiben darauf hingewiesen, dass die Voraussetzung für einen würdigen Empfang der eucharistischen Gaben für Katholiken wie Nichtkatholiken die Prüfung des eigenen Gewissens sei. Präses Oelschläger erklärt, was es für ihn persönlich bedeutet, die Eucharistie ökumenisch sensibel zu feiern: „Während des Gottesdienstes im Dom erkenne ich den katholischen Ritus an sowie die andere Perspektive auf das Abendmahl.“

Während des katholischen Gottesdienstes im Dom wird Achim Knecht, evangelischer Stadtdekan für  Frankfurt und Offenbach, die Liturgie mitgestalten.

Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken im evangelischen Gottesdienst

Das Abendmahl ökumenisch sensibel feiern heißt in der evangelischen Riedberggemeinde, dass „alle getauften Teilnehmenden zum Abendmahl in der evangelischen Kirche eingeladen sind. Das bedeutet, dass auch katholische, freievangelische und orthodoxe Christ:innen Brot und Wein bei uns empfangen können“, erklärt Pfarrerin Kirsten Emmerich. Auch hier sei die Gewissensentscheidung jedes einzelnen wesentlich. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, hatte im Vorfeld angekündigt, den Gottesdienst in der evangelischen Gemeinde am Riedberg als Gottesdienstbesucher mitzufeiern und dort auch am Abendmahl teilzunehmen. Er kündigte an: „Dort wird unter anderem auch der katholische Präsident des Ökumenischen Kirchentags, Thomas Sternberg, dabei sein.“ Prof. Dr. Thomas Sternberg ist der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Kirchenpräsident Jung erklärt zum Hintergrund dieser Konstellation: „Mit Bischof Bätzing habe ich abgesprochen, dass wir beide jeweils an der Mahlfeier der eigenen Konfession teilnehmen und die wechselseitige Teilnahme der Präsidentin und des Präsidenten des ÖKT begleiten.“

Katholikin predigt in evangelischer Kirche

Pfarrerin Emmerich aus der Riedberggemeinde freut sich: „Es ist schön, dass an diesem Abendmahl voraussichtlich auch Mitglieder der katholischen Kirche offiziell teilnehmen.“ Ihre Gemeinde habe bereits Erfahrung damit, dass katholische oder freievangelische Kirchenmitglieder am evangelischen Abendmahl teilhaben, beispielsweise während eines Taufgottesdienstes. Auch wenn dieser Gottesdienst zum ÖKT nach evangelischer Liturgie gefeiert wird, predigt Gemeindereferentin Angela Köhler von der Katholischen Pfarrei Katharina von Siena in Frankfurt.

Basis lebt seit Jahren ökumenisches Miteinander vor

Präses Oelschläger befürwortet grundsätzlich die Möglichkeit, am Abendmahl einer anderen Konfession teilzunehmen. Während seiner 40-jährigen Lehrtätigkeit am Gymnasium mit Kindern und Jugendlichen habe er festgestellt: Selbst religiös sozialisierten Jugendlichen seien die Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche kaum noch bekannt. Zudem hat der Präses in vielen Gottesdiensten vor Ort erfahren: „An der Basis und in den Gemeinden leben wir längst Ökumene.“  Auch Pfarrerin Emmerich stellt immer wieder fest, dass Mitglieder anderer Konfessionen bei Tauf- oder Konfirmationsgottesdiensten am evangelischen Abendmahl teilnehmen. Deshalb möchte sie während des Kirchentages das Signal senden: „Schaut hin – es geht. Wir können gemeinsam Gottesdienstfeiern und dürfen gegenseitig partizipieren am Tisch des Herrn.“ Die freiwillige Entscheidung jedes Einzelnen sei dabei ein sehr hohes Gut. „In der religiösen Praxis sollte jemand nur das tun, wobei er auch ein gutes Gefühl hat“, so die Pfarrerin.

Nach dem Kirchentag: Verhalten als Protestant:in während der Eucharistie 

Was bedeutet das Signal aus dem Frankfurter Dom in Zukunft beispielsweise für  konfessionsverschiedene Ehepaare, die  gemeinsam zum Abendmahl gehen möchten? Für Kirchenpräsident Jung ist klar: „Das ist bisher in allen evangelischen Abendmahlsgottesdiensten realisierbar. Es wird in der katholischen Kirche in den Diözesen möglich sein, in denen der Bischof dies akzeptiert.“ Allerdings rechne er nach dem Kirchentag mit weiteren Diskussionen in dieser Frage.

Auch Pfarrerin Emmerich möchte mit diesem Thema vorsichtig und sensibel umgehen: „Bisher habe ich noch nicht an einer Eucharistie teilgenommen, um niemanden zu verärgern oder zu nahe zu treten. Wenn ich nach dem Kirchentag in eine solche Situation komme, würde ich auf jeden Fall zuerst das persönliche Gespräch mit dem betreffenden Priester suchen.“ 

Das Gespräch suchen – und sensibel mit Auffassungen vor Ort umgehen

Nach dem Kirchentag würde Pfarrerin Emmerich sich persönlich auch an die Vereinbarungen der katholischen Kirche vor Ort zu halten - zusätzlich zur Regelung durch den Bischof. Werde vor Ort der Teilnahme von Protestanten am Abendmahl als unpassend empfunden, „würde ich mich nicht ausgeschlossen fühlen. Das wären eben die Regeln in dieser Gemeinde.“ Wenn aber klar sei, dass der Priester mit einer Teilnahme an der Eucharistie einverstanden sei und es keine Schwierigkeiten in der katholischen Gemeinde gebe, würde sie die eigene Teilnahme an der Eucharistie in Betracht ziehen. Für Pfarrerin Emmerich wäre es wichtig, diplomatisch vorzugehen: „Als Protestantin würde ich bezüglich der Eucharistie nicht fordernd auftreten.“ Denn: „Beim Abendmahl möchte ich mich stärken. Das ist für mich nur in einer Situation möglich, in der auch die anderen Beteiligten innerlich zustimmen.“ 

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